Eine Analyse des Prozesses vom Opfer-Kind zum reifen und spirituell Erwachsenen

Teil 1: OpferKind und TrotzKind


Einleitung

Die Frage der Kindesmisshandlung und ihrer langfristigen Auswirkungen ist ein Thema von erheblicher gesellschaftlicher Relevanz. Jährlich werden in Deutschland etwa 0,12 % der Kinder offiziell als Opfer schwerer körperlicher und seelischer Misshandlung registriert. Diese Zahlen spiegeln jedoch nur einen Bruchteil des tatsächlichen Ausmaßes wider, da Schätzungen davon ausgehen, dass die Dunkelziffer bei bis zu 1,45 % liegt (BMFSFJ, 2021). Diese Diskrepanz zwischen registrierten und geschätzten Fällen deutet auf die Komplexität und den verborgenen Charakter dieses Phänomens hin. Aktuelle Berichte zeigen einen leichten Rückgang der registrierten Misshandlungsfälle, was auf verbesserte Präventionsmaßnahmen hinweisen könnte (Deutsches Jugendinstitut, 2022).

 

Durch ihre Teilnahme an unseren Contextuellen Trainingsprogrammen zeigte sich, dass derart Betroffene dabei oft eine bemerkenswerte Transformation durchliefen. Es gelang ihnen als tatsächliche Opfer den Opferstandpunkt zu verlassen und vom Status des Opferkindes zu einer Person der Reife und Eigenverantwortung zu werden. Sie waren es leid zu leiden. Eine Transformation, die die Autorin selbst durchlief. Dieser Prozess der Selbstermächtigung, der oftmals als Übergang zum spirituell erwachsenen Individuum beschrieben wird, steht im Zentrum vieler psychologischer und therapeutischer Ansätze.

 

Im folgenden Text sprechen wir nicht über Menschen mit solch extremen Erfahrungen. Wenn Sie wissen wollen, ob Sie zu den 1.45 % gehören, dann stellen Sie sich die Frage, ob Sie genügend Beweise und Fakten hätten, den Täter zu verklagen, was Ihr gutes Recht wäre. Dann können Sie immer noch wählen: Verklagen oder vertragen.

Subjektive Interpretationen und die Problematik der Schuldzuweisung

Im folgenden Text sprechen wir über diejenigen, deren Eltern ihren Vorstellungen von Liebe nicht entsprochen haben, weil sie vermeintlich zu egoistisch – lieblos – fordernd – herzlos oder, wie neuerdings gern diagnostiziert, toxisch, bzw. narzisstisch gewesen seien. Die Tendenz von Klienten, Coachees und Trainingsteilnehmern subjektive Interpretationen ihrer Kindheitserfahrungen als objektive Wahrheiten zu kommunizieren, ist ein wiederkehrendes und leider viel zu wenig beachtetes Thema in der therapeutischen als auch Coaching Praxis. Aussagen wie: „Meine Mutter hatte nie Zeit für mich, deswegen fühle ich mich nicht liebenswert“ oder: „Mein Vater hat mich nie anerkannt, deswegen fühle ich mich nicht gut genug“ sind Ausdruck einer generalisierenden Sichtweise, die spezifische, oft auch singuläre Erlebnisse verallgemeinert. So drängt man nicht nur seine Eltern in eine einseitig negative Rolle (Beck, 1976), sondern auch sich selbst. Dann fühlt man, was man denkt oder präziser, was man bewertet. Je öfter man es denkt, desto mehr fühlt man es, bis die Gedanken sich als vermeintliche Wahrheit verfestigen, weil man sich ja so fühlt. Das Fatale daran ist, dass nicht nur das bereits weit zurück liegende Ereignis selbst emotionale Wunden hinterlässt, sondern zudem das Gedankenkarussell das Leiden perpetuiert, auch wenn diese oft schon verheilt sind, solange es immer und immer wiederholt, welches Leid auslösende Unrecht einem zugefügt wurde.

 

Menschen leiden dauerhaft nicht an vergänglichem Leid, sondern am Leiden, welches sie durch Festhalten an dysfunktionalen Schlussfolgerungen über Unterbrechungen ihrer Erwartungen und Ansprüche immer wieder selbst zufügen. Dieser schmerzhafte Leidenszusammenhang wird durch das störrische Recht haben Wollen über die Richtigkeit und Gültigkeit der mentalemotionalen Schlussfolgerungen und vor allem, den daraus resultierenden Gefühle dauerhaft aufrecht erhalten und soll das darin enthaltene Unrecht bewahrheiten.

 

Der Prozess der Schuldzuweisung

Der beharrliche Glaube, der eigene Misserfolg und das eigene Unglück seien in der Vergangenheit und dem Fehlverhalten der Eltern verwurzelt, führt häufig zu einer Fixierung auf die Opferrolle. Wer sich als nicht erfolgreich und unglücklich wegen seiner vorgeblich narzisstischen, egoistischen, kaltherzig verständnislosen Eltern deklariert, erschafft sich ein mentalemotionales Gefängnis, aus dem man nur schwer wieder raus kommt, oft auch nur mit Hilfe professionell ausgebildeter Dritter. Erfolg und Glück liegen endgültig in der Vergangenheit begraben. Warum? Weil man die Vergangenheit nicht mehr ändern kann. Selbst wenn Ihre Eltern Sie heute verstehen, Ihnen zustimmen und sich entschuldigen, ist ihr Misserfolg und Unglück verursachender vermeintlicher Fehler nicht gelöscht und ihre Schuld in keinster Weise getilgt. Eine fehlerhaft funktionierende Maschine kann nur fehlerhafte Ergebnisse produzieren. Selbst wenn der Maschinist sich im Nachhinein dafür entschuldigt, hat das Produkt eine dauerhafte Macke.

 

Diese Einstellung hindert Betroffene daran, verantwortlich für ihre gegenwärtigen Lebensumstände und mentalemotionalen Zustände zu sein. Damit man die Entschuldigung seiner Eltern überhaupt annehmen kann, müsste man den Fokus von der Gefühls-Schuldzuweisung hin zur Gefühls-Selbstverantwortlichkeit verschieben und der zuvor inkriminierende Satz würde dann statt dessen lauten: Ich bin nicht erfolgreich und unglücklich und meine Eltern haben/sind … ! Also nicht mehr wegen meiner Eltern. So erklärt man sich verantwortlich für seine scheinrationalen, mentalemotionalen Fehlschlüsse und den daraus resultierenden irrationalen Gefühlen und verlässt erlöst die OpferKind-Position. Dann ist man nicht mehr in der tendenziös gefärbt konstruierten  ElternKindVergangenheit gefangen, sondern frei davon, weil es objektiv keine rationale Verbindung zwischen nicht erfolgreich und unglücklich sein und dem Verhalten der Eltern gibt. Diese erzeugt das menschliche Verstandesbewusstsein oft nicht bewusst wahrgenommen, um sich das Leid zumindest scheinrational erklärlich zu machen.

 

Die gesellschaftliche Versuchung der Opferrolle

Warum beharren so viele Menschen auf ihre leidigen Schlussfolgerungen, sogar wenn sie ihnen schaden, anstatt ihre scheinbar rationalen Fehlinterpretationen selbstverantwortlich zu untersuchen, anzuerkennen und aufzugeben? Die Antwort ist so einfach wie unpopulär: Die Opferrolle ist zu lukrativ. Sie bietet den Betroffenen eine scheinbare Entlastung, da sie die Verantwortlichkeit für die (Nicht-)Ergebnisse in ihrem Leben und ihre daran gehängten Emotionen auf externe Faktoren, insbesondere die Eltern projizieren und verschieben können. Das erscheint ihnen bequemer. Neben den Eltern werden zudem noch Lehrer, Vorgesetzte, (Ehe-)Partner, das andere Geschlecht und besonders beliebt das Patriarchat, Politiker, Unternehmer, die Gesellschaft, das jeweilige System etc. zu bevorzugt diffamierten üblichen Verdächtigen deklariert. (Frei nach dem Zitat am Ende des Filmklassikers Casablanca: Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen! Nicht nur im genannten Film ist es eine die Wahrheit kaschieren sollende Ersatzhandlung, welche die wahren Verursacher schützen und entkommen lassen soll.)

 

Hinzu kommt ein weiterer als wesentlich erachteter Gewinnvorteil: der Opferstatus soll einen von der Erfüllung unzumutbarer, weil anstrengender Bedingungen für Erfolg und Erfüllung erlösen und zur Erlangung erwünschter Ergebnisse und Zustände durch andere, bevorzugt durch deklarierte Täter(-gruppen) privilegieren. Opfern soll gefälligst von allen Seiten geholfen werden, anstatt von ihnen die Erfüllung anstrengender Lebensbedingungen zu erwarten. Wer letzteres vermeiden will, sucht bevorzugt die Erlangung eines wie auch immer gearteten Opferstatus, so dass seine Verweigerung gerechtfertigt erscheint. Wer will schon das Schwein sein, das anderes verlangt?

 

Hier ein paar Ideen der Schuldzuschreibung:

Kein (Ehe-)Partner? -> Eltern sind schuld!

Die Eltern haben sich immer gestritten und waren distanziert, so dass man nie das Gefühl hatte, dem anderen Geschlecht vertrauen zu können. Oder sie haben sich nie gestritten und waren so symbiotisch miteinander, dass man sich ausgegrenzt und nicht liebenswert gefühlt hat.

Nur mäßigen Erfolg? -> Eltern sind schuld!

Ihre Eltern haben ihre Kinder immer mit anderen verglichen und zu viel Druck ausgeübt, so dass Sie sich nie gut genug gefühlt haben. Oder sie haben ihre Kinder immer machen lassen und keine Grenzen gesetzt und keine Forderungen gestellt. So hatten Sie das Gefühl, es sei völlig egal, was Sie leisten.

 

Trennung? –> Eltern sind schuld!

Ihre Eltern haben sich getrennt und keine harmonische Ehe vorgelebt, so dass Sie nie das Gefühl hatten ein geeignetes Vorbild zu haben, oder

sie hatten eine harmonische Ehe und Ihnen das Gefühl gegeben, dass Sie das nie erreichen werden. 

 

Wie Sie sehen, kann man für alles, wirklich alles seinen Eltern die Schuld in die Schuhe schieben. Egal, was die Eltern leben und anbieten, man kann ihnen immer vorwerfen, sowohl das Vorhandene als auch das fehlende Gegenteil hätte einem geschadet, um sich den Gewinnvorteil der Produktivitätsbedingungserfüllungsverweigerung (:D) erschleichen zu können. Im lukrativen Opferstatus der Schuldzuschreibung können und sollen Eltern mit ihren Kindern nicht gewinnen und müssen als unfreiwillige, weil ungefragte Projektionsfläche für die Fehlinterpretationen ihrer Kinder herhalten. Von Ich musste immer Markenkleidung tragen zu Ich hatte nie Markenkleidung. Verstärkt wird diese Haltung oft durch sozialen Rückhalt Gleichgesinnter und etliche psychologische Ansätze, was es beiden Seiten zusätzlich erschwert, sich aus diesem verhängnisvoll verstrickten Rollenstatus zu befreien. Was jedoch zumeist geflissentlich übersehen wird, ist, dass man zu jedem Zeitpunkt neu wählen kann: Im Recht (über seine leidigvollen Schlussfolgerungen) und unglücklich, oder im Unrecht und glücklich sein?

 

Vielleicht haben Sie spontan den Gedanken dann doch lieber im Unrecht und glücklich sein zu wollen. Leider setzt hier der Verstand ein, der es als überlebensbedrohlich bewertet im Unrecht zu sein. Und schon fällt einem wieder ein, was die Eltern vermeintlich alles falsch gemacht haben und wie vielen man schon davon erzählt hat und wie oft man sich selbst diese Geschichte immer wieder erzählt. Und wie sehr Ihr Partner und Ihre Freunde das genauso sehen und wie Sie von ihnen Mitgefühl und Zustimmung dafür bekommen haben. Und außerdem, und das ist das Allerwichtigste: Man will nicht schuld sein! Kleiner Hinweis, auf den wir später eingehen werden: Niemand ist schuld. Weder Sie noch Ihre Eltern und jeder ist verantwortlich und zwar für die auf die Erlebnisse und Ergebnisse draufgesattelten bewertenden Schlussfolgerungen, welche die Schuldzuschreibungen rechtfertigen sollen.


Die Anerkennung der Selbstverantwortlichkeit erfordert daher einen heldenhaften Schritt, der genau das erfordert, was die Meisten ablehnen: Die Bereitschaft ohne jeweilige Schuldzuschreibung an die üblichen Verdächtigen (s. o.) verantwortlich für seine Gefühle und sein Leben zu sein. Das hört sich ja nicht gerade prickelnd an, oder? Hier ein Versprechen: Wer sich aus dem (Eltern-)Schuldzuschreibungs-Gefängnis entlässt, wird befreit das Leben entdecken und erschaffen können, nach dem man sich immer gesehnt hat. Ist dann immer alles rosig? Nein. Aufgaben und Herausforderungen lassen sich jedoch leichter meistern. Was ist zu tun? Folgende Frage beantworten: Bin ich bereit, verantwortlich für mich, meine Gefühle, meine (Nicht-)Ergebnisse und mein Leben zu sein, ohne reflexhaft nach den üblichen Verdächtigen (s.o.) zu suchen? Bei Ja das folgende TrotzKind überspringen und beim reifen Erwachsenen weiterlesen. Bei Nein beim TrotzKind weiterlesen.

 

Die Dynamik des Trotz-Kindes: Vom Kampf gegen die elterliche Prägung zur Anerkennung der Selbstverantwortlickeit.

Einleitung

Die psychologische Entwicklung von Individuen, die vermeintlich in einem Umfeld narzisstischer, egoistischer oder emotional kaltherziger Eltern aufgewachsen sind, wird häufig durch eine fundamentale Ambivalenz geprägt. Während OpferKinder in der Schuldzuweisung verharren und ihre Gefühle und auch Lebensumstände den mutmaßlichen elterlichen Verfehlungen zuschreiben, nehmen andere eine kämpferische Haltung ein, die wir im Folgenden als TrotzKind bezeichnen. Man kann übrigens noch mit 60 Jahren ein TrotzKind sein. Diese Dynamik unterscheidet sich wesentlich von der des klassischen OpferKindes, doch auch sie birgt spezifische Risiken und Herausforderungen, die es zu durchleuchten gilt.

 

Die Strategie des TrotzKindes

Das TrotzKind zeichnet sich durch die Überzeugung aus, dass der eigene Erfolg trotz der negativen elterlichen Prägung erreicht wurde, also im erklärten Gegensatz zu ihnen. Diese Perspektive führt jedoch zu einer problematischen Dynamik: Anstatt die Eltern für das eigene Scheitern verantwortlich zu machen, wie es das OpferKind praktiziert, richtet das TrotzKind seine Energie darauf, den Eltern das Gegenteil seiner negativen Einschätzung über sie zu beweisen.

 

Diese Verhaltensweise führt paradoxerweise dazu, dass die Eltern als eine Art Gefängniswärter fungieren, während das Kind in einer rebellischen Rolle verharrt, die es letztlich in seiner Entwicklung zum reifen Erwachsenen hemmt. Das OpferKind strebt nicht unbedingt große finanzielle Erfolge an. Zum einen widerspricht das der Opferrolle und zum anderen wäre wirklicher Erfolg und Erfüllung für seine negative Meinung und negativen Gefühle dysfunktional. Große Erfolge wiedersprechen dem Opferstatus, weil sie von positiven Glücksgefühlen begleitet werden, was der Annahme widerspricht, bei toxischen, egoistischen etc. Eltern nicht glücklich sein zu können. Um das zu vermeiden, wird Erfolg nicht angestrebt; wenn, dann nur im kleinen überschaubaren, weil kontrollierbaren Maß.

 

Anders verhält sich das TrotzKind; es will Erfolge, allerdings nicht aus einem gesunden Antrieb heraus, sondern mit der Absicht, den Eltern ihre Fehleinschätzung zu demonstrieren und zu beweisen. Es will sich beweisen und nutzt den negativen MeinungsContext über seine Eltern, um sich anzutreiben. Oft entwickelt es ein kindliches Handlungsversprechen wie: Ich zeig‘s euch!, oder Ich schaff‘ das (allein)!, oder Ich mach alles anders! etc.

Das scheint ein Ausweg zu sein, ist es aber nicht wirklich, weil er in ein sehr anstrengendes Leben führt. Man hängt immer am mentalemotional verankerten AblehnungsTropf der Eltern und lebt ständig im Widerstand, was belastende Auswirkungen auf Partnerschaft, Familie, Freunde sogar auf die Gesundheit hat. Interessanterweise werden solche Menschen oft als genau das wahrgenommen, was sie selbst bei den Eltern ablehnen: egoistisch, narzisstisch, rücksichtslos etc. Sie können über ihre Vergangenheit triumphieren, aber keine nachhaltige Freude empfinden. Schon mal gar nicht über die Erfolge anderer. Sie wollen nicht gewinnen, sondern über ihre vermeintlichen Widersacher triumphieren und siegen. Es soll einen Verlierer geben, weil sie sich selbst völlig unabhängig von ihren Erfolgen als einen solchen wahrnehmen und empfinden. Selbst ein Burnout führt häufig nicht zu einem Bewusstseinswandel, geschweige denn zu einem Richtungswechsel. Das TrotzKind kämpft so sehr dagegen an, ein Opfer der Eltern zu sein, dass es zum Opfer seines eigenen Widerstandes wird.

 

Auch hier gilt die Verantwortlichkeit für die eigenen Schlussfolgerungen und ihre Lebenskonsequenzen anzuerkennen. Oft ist es ein Kampf gegen Windmühlen, da die trügerischen Schlussfolgerungen ihr schädliches Eigenleben ausschließlich im Kopf des TrotzKindes führen und den Kopfträger auch wider besseren Wissens gegen sein Wohlergehen manipulieren. Sie entsprechen in den meisten Fällen gar nicht oder nur marginal der tatsächlichen Realität, sondern erschaffen lediglich eine aus willkürlichen Annahmen interpretierte Realität, die es vermeintlich zu verteidigen gilt.

 

Auch hier beginnt die Transformation mit der Frage: Sind Sie bereit, den Trotz aufzugeben und Ihre abträgliche Meinung über Ihre Eltern aufzugeben und zu wandeln? Sind Sie bereit den Standpunkt einzunehmen: Ich bin erfolgreich und meine Eltern haben/sind … ? So durchschneiden Sie das Trotzband, mit dem Sie die Verstrickung mit Ihren Eltern erschaffen und aufrecht erhalten haben und sind nicht mehr länger deren Marionette, noch die Ihrer mentalemotionalen Fehlinterpretationen.

 

Schlussfolgerung

Wir negieren nicht die physischen und emotionalen Schmerzen, die jedes Kind im Kindesalter und in der Jugendzeit erleidet. Dabei ist es unerheblich, ob sich ein Kind zurück gesetzt fühlt, weil es Schokoeis statt Vanille bekam, oder weil die Eltern es angeschrienen haben. Der Schmerz ist der gleiche, auch wenn er oft nur an den äußeren Umständen gemessen wird und Kindern, die kein schweres Leid erfahren haben, gesagt wird, sie sollen sich nicht so anstellen. Das sehen wir anders.

Beispiele:

Ein Kind erzählt freudig, des es in der Klassenarbeit eine Zwei geschrieben hat und …

  1. a) … die Mutter sagt nur: Bring‘ erst Mal den Mülleiner raus!
  2. b) … der Vater sagt nur: Und warum ist es keine Eins?
  3. c) … das Kind bekommt eine Ohrfeige mit dem Satz:

Streng‘ dich mehr an, sonst wird nichts aus dir.

 

Jedes Mal haben die Eltern nicht so reagiert, wie das Kind es sich gewünscht hat. Seine Erwartung gelobt und anerkannt zu werden wurde unterbrochen. Im Gegenteil, es wurde sogar abgewiesen, verglichen, beschimpft, geschlagen. Keine schöne Erfahrung, sondern eine willkürliche Unterbrechung der Erwartung.

 

Alle drei Beispiele haben gemeinsam, dass das Kind sich abgelehnt fühlt. Dieses Gefühl ist bei allen gleich. Es gibt kein ein bisschen abgelehnt fühlen. Der Schmerz ist nicht unterschiedlich.

 

Das Kind fühlt sich abgelehnt und schlussfolgert, wenn Menschen, die ich liebe, mich so behandeln, dann muss es wohl an mir liegen und es schlussfolgert weiter: Dann bin ich wohl nicht gut genug!, oder Dann bin ich wohl nicht liebenswert! Wie sich solche Schlussfolgerungen im Bewusstsein verfestigen und sogar zur Identität des Kindes werden und welche Auswirkungen das auf ihre jeweilige Lebenserfahrung hat, stellen wir ausführlich in Kapitel sieben unseres Buches Vom Glück Suchen zum Erfüllt Leben dar.

Die Eltern sind verantwortlich für ihr Verhalten. Wie jeder andere Mensch auch ist das Kind verantwortlich für seine Schlussfolgerungen. Die Verantwortlichkeit für das eigene (Gefühls-)Leben anzuerkennen, ist sowohl für das OpferKind als auch für das TrotzKind ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu persönlicher Reife und Freiheit. Das eine ist finanziell, das andere emotional angeschlagen. Dieser Mangel resultiert nicht aus ihrer tatsächlichen Erlebnissen, sondern aus ihren oft nicht bewusst getätigten mentalemotionalen Schlussfolgerungen darüber, die sie sich immer wieder bestätigen. Eine BewusstseinsTransformation ermöglicht seiner Vergangenheit zuzustimmen, ohne sie die Gegenwart weder materiell noch ideell bestimmen zu lassen, und fördert die Entwicklung eines Lebens, das von spiritueller Reife durch vollständige Selbstverantwortlichkeit geprägt ist. Die Herausforderung besteht darin, sich von der Opferrolle und seinem Gewinnvorteil vollständig zu lösen und die Verantwortlichkeit für eigenes Glück und eigenen Erfolg anzuerkennen  – ein erfüllender Prozess, der ein erfolgreiches, glückliches, sinnerfülltes Leben ermöglicht.

 

Was nicht funktioniert

  • Kontaktabbruch

Solange man im Widerstand verharrt, sind die Eltern immer präsent. Man leben dann lediglich Nicht wie meine Mutter oder Nicht wie mein Vater, was authentisches Sein ausschließt, weil es durch den Widerstand verzerrt ist. Man bleibt Marionette dessen, wogegen man Widerstand leistet und wogegen man Widerstand leistet bleibt bestehen durch die Energie, mit der man Widerstand leistet. Letztlich sieht man bei jedem Blick in den Spiegel auch den Elternteil, den man ablehnt.

 

  • Eltern ihre Fehler vorwerfen und durch Liebesentzug bestrafen.

Was ist, wenn Ihre Eltern gravierende Fehler anerkannt haben? Sind Sie dann geheilt oder liefern sie lediglich die endgültige Bestätigung für Ihre schlechten Gefühle? Mit Liebesentzug bestraft man immer auch sich selbst.

 

  • Sich bei einem Elternteil über das andere beschweren.

Das ist wie ein kleines Kind, das lediglich petzt und verstärkt das Kindgefühl.

 

  • Beim Partner über die Eltern beschweren.

Das belastet Ihre Beziehung enorm, weil der Partner nicht kompetent und ausgebildet ist, Ihnen zu helfen. Dasselbe gilt für Freunde / Geschwister / Verwandte etc. 

Was funktioniert?

Sich folgende Fragen stellen, um mit ihnen in Frieden zu sein:

  1. Bin ich bereit, meine Eltern aus ihrer Verantwortlichkeit für mein

    (Gefühls-)Leben zu entlassen und ihnen diese Aufgabe abzunehmen?

  1. Bin ich bereit, ihnen zu vergeben?
  2. Bin ich bereit, jeglicher Erfahrung mit ihnen zuzustimmen ohne sie gut

    zu finden und mir und ihnen im Nachhinein zu erlauben diese mit ihnen   

    gemacht zu haben?

Wenn alle Fragen mit ja beantwortet sind, dann weiter das Kapitel vom OpferKind zum spirituellen Erwachsenen Teil 2 lesen.

 

Für alle von uns ausgebildeten Contextuellen Coache:

Folgendes sind die Contextuellen Coaching Technologien®,

um solche Verstrickungen im Coaching aufzulösen.
Erkenntnismodell: Was Ist  – versus –  Interpretation

CraemerModell: Opfer <–> Täter -> Urheber

Unterscheidungen:

Deklarierte Absichten versus Verdeckte Absichten

Schuld versus Verantwortung versus Verantwortlichkeit

Bereitschaft zur Vergebung

Zustimmen heißt nicht: gut finden, sondern seine Stimme geben,

also im Nachhinein wählen, diese Erfahrung gemacht zu haben.

Im Nachhinein Erlauben ermöglicht wieder Zugang zu LiebesContext.

(Er-laub-en von ahd. liubi = lieben! Hat nichts mit Baumlaub zu tun!)


Wenn du diese Untersuchung ausführlicher hören willst, abonniere den Podcast.

Am Sonntag 08. September werden wir eine Epsiode zu diesem Thema veröffentlicht. Nicht verpassen! Abonnieren.


 

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